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Dis_Ident

Workshops zur Prävention von Antisemitismus und Radikalisierung im digitalen Raum

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Ziel

Das Projekt Dis_Ident hat das Ziel, wirkungsvolle digitale Alternative- und Counter-Narratives und praxistaugliche Präventionskonzepte für Schule, Jugend- und Medienarbeit gegen israelbezogenen Antisemitismus und islamistisch geprägte Radikalisierung bei Jugendlichen zu entwickeln und in der schulischen sowie außerschulischen Bildungspraxis umzusetzen. Dabei wird ein innovativer Mix aus analogen und digitalen Methoden verfolgt, basierend auf der bewährten MIND-Methode. Die Strategien sollen zur Reflexion und Auflösung antisemitischer sowie antidemokratischer Denkmuster beitragen und demokratische Werte nachhaltig stärken.​

Dabei wird untersucht, wie digitale Desinformationsdynamiken mit analogen Reaktionen und Identitätskonflikten von Jugendlichen zusammenwirken – ein Spannungsfeld, das als „hybride Resonanzsphäre“ bezeichnet wird. In diesen Resonanzräumen agieren Jugendliche zunehmend als Infoprosumenten oder distributive Rezipient*innen (Rieger & Bonfadelli, 2020), indem sie antisemitische und islamistische Narrative nicht nur konsumieren, sondern aktiv weiterverarbeiten und verbreiten.

Aus dieser Forschungsperspektive ergibt sich das Projekt Dis_Ident, welches:

a) die Prädiktoren von unter anderem Identitätsdiffusion, Diskriminierung und Mediennutzung untersucht, die Jugendliche anfällig für islamistische Ideologien und israelbezogenen Antisemitismus machen, 

b) analysiert wie Desinformation sich digital verbreitet und Identitäten formt, und 

c) ermittelt welche analogen Workshop‑Elemente und Lehrkräfte‑Fortbildungen tatsächlich Haltungen bei Schüler:innen verändern.

Bezugsgruppen

  • Soziale Medien, die besonders bei jugendlicher Klientel genutzt werden.

  • Jugendliche zwischen 14-22 Jahren, insbesondere mit internationaler Migrationsgeschichte/Familiengeschichte, die auf der Suche nach Orientierung und Stärkung ihrer Identität sind 

  • Lehr- und Fachkräfte in pädagogischen Kontexten

Inhalt & Themen

Um Jugendliche vor der Einflussnahme durch antisemitische Narrative zu schützen, erfolgt eine offene und kritische Auseinandersetzung mit relevanten Inhalten und Lebensrealitäten:

Inhalte:


Radikalisierung

Israelbezogener Antisemitismus 

Identitätsfindung und Zugehörigkeit 

Desinformation in sozialen Medien 

Geschlechterrollen und patriarchale Rollen 

Sozialisierung und Familienkultur

Demokratiebildung und Wertevermittlung

Religiöse Narrative und Extremismus 

Kritisches Denken und Medienkompetenz 

 

 

 

 

Ansätze der Forschung

1. Narrative Ansätze

Narrative spielen eine zentrale Rolle in der Radikalisierungsdynamik, da sie oft zur Identitätsbildung

innerhalb extremistischer Gruppen beitragen. Extremistische Narrative bieten einfache dichotome Weltbilder, die Unsicherheiten und Ängste ansprechen. Narrative Ansätze in der Präventionsforschung zielen darauf ab, diese extremistischen Geschichten zu durchbrechen und alternative „Counter- Narratives“ zu schaffen, die positive Identitätskonzepte und demokratische Werte fördern. 

 

2. Medienkompetenz und digitale Resilienz

Ein weiterer wichtiger Präventionsansatz ist die Förderung von Medienkompetenz. Jugendliche sind heute stark durch soziale Medien und Online-Plattformen beeinflusst, auf denen extremistische Ideologien und Desinformation weit verbreitet sind. Die Fähigkeit, Fake News und manipulative Inhalte zu erkennen, wird als entscheidende Präventionsmaßnahme betrachtet (Rathje et al., 2024).

 

3. Risikofaktoren und Resilienzförderung

Psychosoziale Ansätze konzentrieren sich auf die Identifizierung von Risikofaktoren, die zur Radikalisierung beitragen, wie etwa soziale Isolation, autoritäre Erziehung und Identitätskonflikte. Brettfeld und Wetzels (2007) zeigen, dass diese Faktoren Jugendliche anfälliger für extremistische

Botschaften machen. Die präventiven Programme im Dis_Ident-Projekt zielen darauf ab, die Resilienz gegen diese Risikofaktoren zu stärken, indem Unterstützungssysteme geschaffen und die individuellen Identitätsbildungsprozesse gefördert werden.

 

4. Behaviorale Interventionen und Rollenspiele

Rollenspiele und Vignetten sind in der Extremismusprävention effektive Werkzeuge, um kognitive und emotionale Kompetenzen zu entwickeln. Studien zeigen, dass Jugendliche durch Rollenspiele extremistische Szenarien erkennen und alternative, deeskalierende Handlungsstrategien erlernen

(Beelmann, 2021). Vignetten bieten narrative Szenarien, die das kritische Denken und die Reflexion moralischer Dilemmas fördern (Trip & Bora & Marian & Halmajan & Chereji, 2019). Im Dis_Ident

 

5. Big-Data-Analysen und Netzwerkanalysen

Das Dis_Ident- Projekt nutzt diese Analysemethoden, um Netzwerke zu identifizieren, die extremistische Inhalte

verbreiten, und präventive Maßnahmen gezielt darauf abzustimmen. Netzwerkanalysen helfen, die Strukturen der extremistischen Netzwerke zu entlarven, und unterstützen bei der Entwicklung präziser Gegenmaßnahmen (Saal & Liedhegener, 2023).

 

6. Evaluationsforschung und Wirksamkeitsstudien

Präventionsmaßnahmen müssen regelmäßig überprüft werden, um ihre Wirksamkeit zu gewährleisten. Im Dis_Ident-Projekt werden standardisierte Fragebögen, Fokusgruppen

und Verhaltensanalysen eingesetzt, um den Erfolg der Maßnahmen zu messen und kontinuierlich anzupassen. Darüber hinaus werden automatisierte Sentimentanalysen und Content-Analysen genutzt, um die Wirkung der narrativen Gegenstrategien in digitalen Präventionsmaßnahmen zu bewerten.

 

7. Pädagogischer Ansatz

Die Grundlage unserer interaktiven Bildungsformate bilden Elemente der Mentalisierungsförderung, Theaterpädagogik, kritischen Medienbildung und demokratischen Aushandlungsprozesse. Ergänzt wird der Ansatz durch bewährte Prinzipien der Dialogpädagogik und Empowerment-Arbeit in heterogenen Gruppen.

So entsteht ein sicherer Raum, in dem Jugendliche ihre Erfahrungen, Fragen und Unsicherheiten offen äußern können – ohne Stigmatisierung oder moralischen Zeigefinger.

​ Ausblick

Dis_Ident liefert künftig:

• empirisch fundierte Risiko‑Indikatoren für islamistische Radikalisierung,
• ein datenbasiertes Dashboard zur Analyse antisemitischer und radikalisierender Inhalte,
• evidenzbasierte Gegenstrategien zur Radikalisierung für Social Media sowie
• modularisierte Workshop‑ und Fortbildungspakete für schulische und außerschulische Bildung

Damit entsteht ein übertragbares Instrumentarium, mit dem Bildungseinrichtungen und Jugendarbeit Antisemitismus und Radikalisierung präventiv-wirksam begegnen können.

Theaterpädagogik zur Radikalisierungsprävention

Aufbau von Mentalisierungsfähigkeiten

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